Hanne Darboven

Arbeiten

 
 
 
 

Webstuhlarbeit

Hanne Darboven spielt im Titel der Arbeit auf den Schlußsatz eines 1971 erschienen Artikels in Art and Artists von John Anthony Thwaites an. Der Kritiker schloß seine Rezension von Hanne Darbovens Retrospektive im Kunstverein Münster mit dem Satz: "Hanne Darbovens Kunst offenbart Mutationen, für deren Analyse ich mich nicht kompetent halte … Eigentlich sollte sie in einer Welt der Computer und der elektronischen Kunstwerke ihren Platz finden können. Sonst besteht nämlich die Gefahr, daß ihr Werk zu einer Art von Höherem Stricken verkommt, mit all den damit verbundenen weiblichen Qualitäten der Geduld und der Detailgenauigkeit – viel mehr liegt da nicht drin. Entweder eine Pinonierin oder eine Penelope des 20. Jahrhunderts?" [John Anthony Thwaites zit. nach: Doherty, Brigid: Hanne Darbovens 'Real Writing' der Geschichte. In: Ausst.-Kat.: Hanne Darboven. Menschen und Landschaften. Hamburg 1999, S. 31]. Wenn man Hanne Darbovens Arbeiten mit der Welt der Computer in Beziehung setzen möchte, dann bietet sich dafür ihre strukturelle Ebene an. Denn Darbovens serielles Datumssystem entwirft nicht die Figur eines linearen Nacheinanders, sondern es verwebt Linien zu einem Netz.

 
 
 

Sechs Filme nach sechs Büchern über 1968 (1968/99)

 
 

Video (Kopie des 16 mm Film).
Kamera: Claus Böhmler


Der erste Film Darbovens zeigt in der rhythmischen Struktur des Films die erste größere Arbeit Sechs Bücher über 1968, in der die Künstlerin ihr Datumssystem in verschiedenen Weisen darstellt. Grundlage ist die Quersumme eines jeden Datums. Darboven ermittelt die Summe, indem sie die Tages-, Monats und Jahreszahlen addiert, wobei die Ziffern für das Jahrhundert und das Jahrtausend wegfallen. Der Wert des zu addierenden Jahres ergibt sich aus dessen letzten beiden Ziffern, die als natürliche Zahlen aufgefaßt, einzeln addiert werden. Die Quersumme des 1.1.1968 ergibt demzufolge 1 + 1 + 6 + 8 = 16. Die Quersumme des 31.12.1968 ergibt 31 + 12 + 6 + 8 = 57.
Die Quersummenwerte zeigt Darbovens Film als K-Zeichnungen (K = Konstruktion oder Kasten), als Zahlenworte, als Ziffernblöcke und Quadratfolgen.


Elke Bippus