Claudia Jost
VIREN
Wahre Geschichten von Kunst / Körpern und Mutationen

Mit dem Virus geht es um eine Sensation im Körper, die als Lesefehler und "blödsinnig" beschrieben wird. "Die Tochterzelle, der diese inkorrekte Kopie mitgegeben wird, übernimmt ein spezielles Herstellungsrezept mit vollkommen verändertem Sinn oder eines, das überhaupt sinnlos geworden ist. Das Originalrezept (...) ist dahin, und das neue Rezept verführt sie zwangsläufig dazu, entweder ein völlig anderes, höchstwahrscheinlich unnützes zu machen - oder überhaupt keins..." Man rätselt, "Warum in aller Welt eine Zelle so töricht  ist", ihre äußere Hülle mit Rezeptorfunktionen auszustatten, die das Virus anziehen, obwohl die Tochterzelle, die wie von Sinnen oder verliebt sein muß, es "keineswegs nötig" hat. Indem sie die Körperaffäre als mutierte, hysterische Sensation erotisiert, führt die Virologie vor, daß sich Wissen sexuell infiziert. - Aber die zwangsläufige Verführung wird in dem Programm, das Leben heißt, noch anders brisant. Der Lesefehler wird in der Vernetzung von Biomedizin und Informationstechnologien "selbst" inszeniert. Der Term der Codierung bringt den Körper in einer Weise hervor, die das Spielen auf der Tastatur des Lebens geradezu herausfordert.
(Zitate: Wolfhard Weidel, Virus, Die Geschichte vom geborgten Leben,  Berlin 1957)

 Was sind Viren ...

 

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