Die Maske von Jack Pierce
"Jedesmal, wenn das Monster zurechtgeschminkt wurde, mußte sich
Karloff für dreieinhalb Stunden in den Stuhl des Maskenbildners setzen.
Zuerst sollten die Augen diesen schweren, matten, fast leblosen Blick bekommen,
was dadurch erreicht wurde, daß mehrere Schichten Wachs auf seine
Augenlider aufgetragen wurden, um sie herunterzudrücken. Dann wurden
unsichtbare Drahtklammern an seinen Lippen befestigt, die seine Mundwinkel
herauswölbten und herunterzogen. Dazu kam die herabhängende Augenbraue
und der hohe, viereckige obere Teil des Kopfes, der so aussehen sollte,
als sei er vom Schädel eines anderen Mannes transplantiert worden.
Diese beiden Teile wie auch sein Gesicht und sein Hals wurden mittels dünner
Baumwollschichten modelliert, die mit einer Spezialflüssigkeit so
leicht und behutsam aufgetragen wurden, als handele es sich um dünne
Fleischschichten. Und zum Schluß kam über alles dieses fahle
Make-up.
Links und rechts am Hals wurden bolzenähnliche Stöpsel angebracht,
die durch weitere Baumwollschichten und mit einer speziellen Haftflüssigkeit
gehalten wurden. Noch lange danach trug Karloff am Nacken, wo die Stöpsel
befestigt waren, zwei kleine Narben. Das Entfernen der Maske war keineswegs
leichter, als sie anzulegen, und wesentlich schmerzhafter. Anderthalb Stunden
guten Zuredens, Aufbrechens und Ziehens sowie spezielle Öle und Säuren
waren notwendig - und außerdem noch jede Menge Flüche! fügt
Karloff hinzu. Zuerst kamen die Augenlider runter - und das tat weh, gelinde
ausgedrückt. Auf jeden Fall fielen dabei jede Menge zweifelhafter
Ausdrücke. Die tiefe Narbe in der Stirn des Monsters diente als guter
Ansatzpunkt zum Aufbrechen der Maske, und danach ging es mit Ziehen und
Zerren und Säuren weiter, bis Boris wieder er selbst war."
Aus einem Artikel von Helene Weigel Brown im "Picturegoer" vom 23. April
1932.
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