Zu dem Vortrag
Gebärden im Computer
von Ulrike Bergermann
Bewegung und Geschlecht in Kleists Marionettentheater und in Bildern von Virtueller Realität Ulrike Bergermann
Abstract:
Wer über "neue Medien" nachdenkt, wird mit oder ohne Absicht von Vorstellungen ausgehen, die die "alten" Medien geprägt haben. Das Neue an der Virtuellen Realität ist neben der Interaktivität vor allem das Element der Bewegung: nachdem der Film die fotografischen Bilder zum Laufen brachte, ist es jetzt auch der Betrachter selbst, der in Bewegung gerät. Der Begriff Bewegung ist wiederum mit verschiedenen historischen und geschlechtsspezifischen Konzepten verbunden. Diese sind lesbar z.B. in einem Text des Schriftstellers Heinrich von Kleist über das Marionettentheater oder in Beschreibungen vom Gebrauch einer VR-Installation. Im Vergleich dieser Texte wird deutlich, in welchen Wechselbezügen Kunst/Medien und Subjektbegriffe oder Konzeptionen von Weiblichkeit stehen, wie sie sich mit den technischen Apparaturen verändern - und wo sie alte Muster restituieren. Vielleicht war Kleists Geschlechterbild fortschrittlicher als die der bisherigen VR-Entwürfe, und vielleicht ist im Blick auf VR-Anwendungen ein verschobener Bewegungsbegriff nötig.
1. Die Bewegung
Das ist alles mit angesprochen - ihren Ausgangspunkt nimmt die Betrachtung aber beim Tanz, nicht bei irgendeiner Art von Bewegung. Bewegung ist bei Kleist also nur als codierte denkbar, die Arbeit von Gelenken funktioniert nach einem Code: der Körper spricht, wenn man weiß. In der virtuellen Realität dagegen, so wird versprochen, sind Wissen, Sprechen, Reflexion des Codes zugunsten von 'purem lebendigen Erfahren' suspendiert. Fallen in dieser Bewegung Natur und Kunst zusammen? Ein Fall ohne Sünde, also ohne Frau? Ich möchte die Frage nach Bedeutsamkeit von "Bewegung" stellen als eine, die im Code 'natürlich vs. künstlich' bzw. menschlich/technisch, belebt/unbelebt geschrieben ist. Unter welchen Vorzeichen verteilt also Kleist das Be-/Entziffern auf die Körper, das Wissen auf die Bewegung? Wie werden Gelenke bewegt, erzeugt ihr natürlicher oder ihr künstlicher Antrieb guten Tanz, das heißt Schönheit, das heißt Lesbarkeit nach Regeln (der Ästhetik) plus sinnlichem Genuß? Und: darf man das wissen, wenn das Nichtwissen vom Selbst doch erst die Schönheit und Anmut macht? - Schließlich: was haben virtuelle Körper damit zu tun? 2. Bilden: Vom Paradies
Von diesem Tage, gleichsam von diesem Augenblick an, ging eine unbegreifliche Veränderung mit dem jungen Menschen vor. Er fing an, tagelang vor dem Spiegel zu stehen, und immer ein Reiz nach dem anderen verließ ihn. Eine unsichtbare und unbegreifliche Gewalt schien sich wie ein eisernes Netz um das freie Spiel seiner Gebärden zu legen..." "Ich" erzählt dem Tänzer namens C., wie das Bewußtsein "Unordnung" in die natürliche Grazie bringt. Wie geht diese sexuell konnotierte Verführung durch "nackte Worte" vor sich? Der Erzähler verführt einen Jungfräulichen zur Reflexion, er führt die Differenz ins Abbildungsverhältnis ein; allerdings nicht die zwischen dem Original (der Statue des Dornausziehers) und dem Abbild (dem Jüngling in einer Pose), nach der ein Zeichen sekundär ist und nie wieder (paradiesisch) das gleiche wie sein Signifikat bedeuten kann, sondern die Differenz zwischen verschiedenen Abbildern (Spiegelbildern), zwischen immer schon sekundären Zeichen. Was ist der Dornauszieher? Und was ist Anmut? 2a. Anmut
Denn so beginnt die Erzählung, mit der Oppositon von Publiko und Pöbel: das ungebildete, geistlose Volk erlebt Lust im Marionettentheater, das vornehme Publiko "außerordentliches Glück" im Ballett. Der Tänzer "C." aber empfindet Lust an der Marionette. 2b. Lust und Bewußtsein
3. Wissen und Unschuld
4a. Die Puppe
Eine Offenbarung, eine Befreiungsideologie, die "Behinderung" in dem Sinne nicht ernst nimmt, als daß sie sie abzuschaffen verspricht.[20] Durch eine Art von Prothesen? Helm und Handschuh werden schon hier (mittlerweile gibt es avanciertere Techniken) nicht mehr als Erweiterungen des Körpers beschrieben, sondern als Eintrittskarten in den besseren anderen Körper. Kleists Tänzer C. berichtete zwar von Prothesen, mechanischen Beinen, von Künstlern angefertigt, mit denen ein anmutiger Tanz möglich sei, schweigt aber betreten auf den Vorschlag von "Ich", dieser Künstler könnte doch seine Wunschmarionette bauen. C. will keine Prothese(n), keinen Cyborg, sondern zwei getrennte Elemente; die mechanische naturgemäße Marionette und einen, der sich in sie hineinversetzt.[21] Damit spricht er sich gegen eine schlichte Erweiterung des alten Subjekts aus: das Sichhineinversetzen erfordert ein neues Verhältnis von "Ich" zu "Du", keinen traditionellen Werkzeugbegriff übertragen auf Körper/teile - wie etwa mit der Handprothese als Symbol der Manneskraft bei Götz von Berlichingen nachzulesen (ihr Anschnallen machte ihn "wieder zum ganzen Manne", und sofort heiratet er die Jungfrau von Saxenheim[22]). 3b. Tanz und Mechanik
In die heute gängigen Animationstechniken fließen Erkenntnisse aus der Robotik ein: die 'Inverse Kinematik'. Die Winkelbewegung der Gelenke und die Bewegung der verknüpften Glieder werden hierbei allein durch die Definition von Endpositionen eines Körperteils automatisch erzeugt. Dabei bringt man den Kettenendpunkt ... in die gewünschte Stellung und bestimmt die Positionen der verbundenen Glieder invers (rückwärts). Wird also die Hand an einen anderen Ort bewegt, folgt automatisch auch der Rest der Kette. Bei diesen Animationen spielt auch die Dynamik eine wichtige Rolle, welche die Bewegung von Körpern unter dem Einfluß physikalischer Eigenschaften wie Schwerkraft, Masse, Trägheit usw. simuliert. Erst diese Funktionen geben den letzten Schliff an glaubwürdigen Bewegungen."[23] Was bei Kleist / C. "naturgemäß" hieß, wird jetzt "glaubwürdig" genannt. Vom Vertrauen auf die Natur der Mechanik rutscht der Bewertungsmaßstab, sobald diese Natur der Mechanik formalisiert und damit 'begriffen' ist, in das wahrnehmende Subjekt. Natur ist, was für Natur gehalten wird. Und der inversen Kinematik sind en passant Geschlechterhierarchien eingeschrieben: hat schon Eva ihr Leben Adams Rippe zu verdanken, so ist hier die weibliche Hand dem Vater Arm untergeordnet, die ihrerseits Mutter der Finger ist (ist Zeh ein Sohn? Schon C.s Name versetzt ihn in die Marionette). Hat C. nun, invers gesagt, Anmut nur simuliert? C. hatte einen anderen Begriff von Simulation: nicht Eintauchen, Verschmelzen, Einswerden, sondern Sichhineinversetzen unter der Voraussetzung des Aufrechterhaltens der Differenz. 5. Simulation
"Wir sind immer draußen, es führt kein Weg hinein (in die Bilder/Medien, ub), so nah wir ihnen oder so nah sie uns auch immer kommen mögen. Wir wollen keine Szenen auf einer Bühne mehr sehen, wir wollen das Geschehen aus unserer Ich-Perspektive erleben. Wir sind mit unseren Erwartungen einen Sprung weiter über das Bild hinaus oder auch hinter das Bild zurück gelangt." "Der geheime Traum jeder Simulation ist ja nicht die Reproduktion, sondern daß sie als solche nicht mehr kenntlich, daß sie vom Wirklichen ... ununterscheidbar ist." Es gehe um die "Konstruktion einer totalen Wirklichkeitsillusion, die nicht mehr durch einen Rahmen getrennt ist, in der das Bild also für den Beobachter sich nicht mehr durch einen Ausschnitt als Welt in der Welt zu erkennen gibt. Der Rahmen muß gewissermaßen als Haut um den Beobachter herumgelegt, dieser vom Bild eingehüllt werden, so daß er meint, sich in ihm zu befinden und das Bild apparatfrei wahrzunehmen."-"Uns interessieren immer weniger die Bilder an der Wand oder auf dem Bildschirm, denen wir, gleich ob bewegt oder nicht, uns wegen einer unüberschreitbaren Distanz nicht nähern können, die uns als körperliche Wesen ausschließen. Wir wollen keine Fenster mehr, durch die wir schauen, wir wollen Türen, durch die wir in Welten eintreten und zwischen ihnen hin- und hergehen können. Wir wollen Wirklichkeit, also nicht nur auf uns wirkende Bilder, sondern auch solche, auf die wir einwirken können, die auf unsere Aktionen reagieren und uns, wenn möglich, überraschen sollen."[24] Überraschen könnte nur, was "autonom" funktioniert. Auch bei C.s Ideal-Marionette ist nicht mehr vom Fadenkreuz und vom Marionettenführer die Rede. Dennoch soll C.s Haut seine eigene bleiben und auch die der Marionette sich nicht um ihn herum legen. 5. Exkurs: Wissenschaft
Die Literaturtheorie hat die Möglichkeit (geschaffen), Kleists Text und Motive auf ihr Medium zu beziehen (für neue Medien wäre das noch zu leisten): so hat Paul de Man das Spiel der Glieder und Gelenke und ihre Steuerung als Funktionsweisen von Sprache gelesen. "Die ästhetische Kraft hat weder in der Puppe noch im Puppenspieler ihren Sitz, sondern in dem Text, der sich zwischen ihnen entspinnt. Dieser Text ist das Transformationssystem, die Anamorphose des Fadens, wenn er sich dreht und in die Tropen der Ellipse, der Parabel und der Hyperbel windet."[25] 7. Verschmelzen oder unterscheiden
Dagegen konstatierte de Man: "Das Problem ist nicht mehr das der anmutigen
Nachahmung, sondern das der Fähigkeit, zwischen der wirklichen Bedeutung
und dem Prozeß der Bezeichnung zu unterscheiden."[32] Nicholas
Negroponte auf der anderen Seite nennt "das Geheimnis des Interface-Designs:
Die Oberfläche muß verschwinden." - "Die Umrandung des Bildschirms ... wird immer weniger eine Grenze für große und kleine Bilder
darstellen, und einige der einfallsreichsten digitalen Apparate der Zukunft
werden überhaupt keinen Rand mehr besitzen."[33][34],
7. Das Eintauchen
Es gibt eine Idee, die mich sehr interessiert, sie heißt postsymbolische Kommunikation. (...das heißt: die Fähigkeit,) Wirklichkeit zu organisieren wie in der virtuellen Realität, und wenn man dann andere Menschen darin einbezieht, braucht man die Welt eigentlich nicht mehr zu beschreiben, weil man jedes Ereignis herbeiführen kann. Man braucht eine Wirkung nicht zu beschreiben, weil man jede Wirkung erzeugen kann."[54] Keine Sekundarität mehr nötig, als ob man Dinge schaffe und nicht ihre Abbildungen. In einem anderen Interview geht er nicht in die Menschheits-, sondern in die individuelle Geschichte, in die Kindheit zurück, deren traumatische Erfahrungen ebenfalls durch VR aufgehoben würden (statt Begrenzung durch Körperlichkeit: neue Freiheit, zurück ins Paradies der Kindheit).[55] - Auch im Buch "Through the new looking glass" wird die symbolfreie Kommunikation gelobt, da auf dem Weg zur Abstraktion nicht so viel Inhalt verlorengehe, Ideen würden nicht in semantische und syntaktische Regeln gezwängt - dank VR, der "language of experience".[56] Ähnlich wie durch die Erfindung der Schrift seien jetzt Ausdrucksweisen möglich, die vorher undenkbar waren.[57] Schließlich sei VR die wahre Bestimmung des Computers: "Die Erschaffung der ersten universellen Metasprache erlaubt uns den Übergang vom Informationszeitalter zur Teilnahme am Wissenszeitalter."[58] Diese Art des Wissens schließt sich nicht mehr an die aufklärerischen Begriffe von Wissen und Kritik an, nach dem Distanz statt Eintauchen, 'von außen Betrachten' statt 'aus dem Verkörperten von-innen-heraus-Sehen' Bedingung für ein Sprechen-über ist. In einer Computerzeitschrift war derart kulturkritisch Warnendes zu lesen: Oliver Grau schrieb, die Distanz des Rezipienten sei Bedingung für kritische Reflexion. Die "Ideologie des 'natürlichen Interface'" habe eine gefährliche "psychologisch-manipulative Wirkung". Die "Auflösung des Interface (ist) schließlich auch eine politische Frage", "totale Bilder werden möglich ... Abstand und Eigenrelation (könnten) verlorengehen, eine Hingabe an rauschhafte Momente. Das 'technische High' würde durch Ausschüttung von Endorphinen, körpereigenen morphinartigen Stoffen, erzeugt. Vorstellbar ist ein technisches Narkotikum mit physischen und psychischen Wirkungen." - Vergleichbare Warnungen ließen sich aus der Frühzeit des Buchdrucks finden, ebenso bei der Verbreitung des Fernsehens. Hier wie dort wird Literalität gefordert, "eine Schule des Bildes, die vergleichbar mit den für die Sprache notwendigen Hilfsmitteln, Grammatik und Rhetorik, Rüstzeug für den Umgang mit den 'lebendigen' Bildern vermittelt."[59] 7a. Die eigene Hand
- und zwar ebenso durch Handstellungen zur Steuerung (z.B.: ausgestreckter Zeigefinger : "gehen/fliegen" geradeaus; Winkel des abgespreizten Daumens: Geschwindigkeit; fünf Finger ausgestreckt: löschen; Menufunktionen bedienen, auswählen...) wie auch zur Manipulation von Gegenständen (z.B.: virtuelle Gegenstände greifen, drehen, schneiden... und insofern diese elektronischen Bilder mit realen Gegenständen verbunden sind wie in der Telerobotik, wird die Bildmanipulation auf das Objekt übertragen...) - wie Sprache und Grammatik gleichzeitig. Und:
- oder andersherum: im Gesichtsfeld eine Hand zu sehen, läßt eine Übertragung vom eigenen physischen Gesichtsfeld und dem elektronischen Bild zu (wenn meine Hand hier ist, ist der Rest des Abgebildeten entsprechend nah an meinem Körper). Die Hand ist das erste, was man von sich sehen kann (auch ohne den Kopf zu senken). Das Bild dieser Hand veranlaßt nun alles, wozu vorher Tastatur, Symbole, Schriftzeichen und andere Instrumente nötig waren.[62] Daher spricht man vom "unsichtbaren Computer": "Virtual reality is where the computer disappears and you become 'the ghost in the machine'."[63] Wo der Apparat verschwindet, wird der Benutzer zum Geist in der Maschine. Die Technik wird unsichtbar, daher der Mensch zum Geist. Verschiedene Sorten von Geistern sind in den virtuellen Repräsentationen von Menschen in VR oder Internet angesprochen, bekannt ist die Bezeichnung Avatar für die Gesamtheit dieser Bilder (auch: virtual humans, humanoids, personal agents, artificial residents, klons, digital actors ...). "Ein Avatar ist ... die synthetische Repräsentation eines Kommunikationspartners, dessen Bewegung und Verhalten in Echtzeit von dem Cybernauten gesteuert wird."[65] Das Wort ist entlehnt aus dem Science-Fiction-Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson, der es wiederum dem Sanskrit (der Sprache der ältesten indischen Literatur) entnommen hat; dort "steht (es) für das Hinübergehen eines höheren Wesens in den Körper einer anderen Person. Bezogen auf die VR bedeutet dies das Hineinschlüpfen eines Menschen (Cybernauten) in einen computeranimierten Körper im Cyberspace." 7b. Sichhineinversetzen
7c. Animation
"Die gespeicherten 3D-Positions-Koordinaten werden dabei auf das Skelett eines Charakters übertragen."[69] Skelettanimation sei "die natürlichste und beliebteste Weise, 3D-Charaktere zu animieren", und auch das Bild eines Skeletts wurde schon immer gern bei solchen Anwendungen benutzt (z.B. mit der US-Moderatorin "The Late Jackie Lenny", 'a skeleton comedian'; mit dem ersten optischen Animationsprojekt "Die grafische Marionette" 1983 am MIT; und auch als Beispiel für Stoptrick im frühen Film), gern auch als tanzendes. Daß der technische Ablauf einer Animation sich am Skelett orientiert, überrascht kaum, sind Knochen doch in sich unbeweglich und ihre Winkel untereinander auch in Veränderung leicht zu berechnen. Die Darstellung des Gewebes um die Knochen herum ist dagegen sehr schwierig. Dennoch ließen sich einfache cartoonartige Figuren damit animieren. Warum wird aber hier - "gern", wie es heißt - auch in der Darstellung das Bild des Skeletts eingesetzt? Es muß wohl um Belebung gehen, um eine Demonstration der menschlichen Macht gegen den Sensenmann, der nun nach der Pfeife der Lebendigen tanzen soll. Die Wiederauferstehung der Toten geht zudem einher mit einer quasi-paradiesischen Gleichheit: ein einzelnes Skelett ist kaum als männlich oder weiblich zu bestimmen (nur für die Fachfrau, aber die Frage stellt sich auch auf den ersten Blick nicht). Auch "die Marionette" war bei Kleist nicht endgültig geschlechtlich bestimmt (einerseits grammatisch feminin, andererseits paraphrasiert als 'Gliedermann'), als sei das Geschlecht egal, ganz im Gegensatz zur angestammten Welt des Tänzers C., dem klassischen Ballett mit seinen streng aufgeteilten Geschlechterrollen[70], und ebenso im Gegensatz zu jenem Teil der Avatare, der in der Öffentlichkeit/ Pressebeispielen am verbreitetsten ist (mit betont weiblichen Formen). Und: Ebenso wie es einen Daniel Thalmann gibt, gibt es eine männliche Marilyn. Auch Humphrey Bogart wird programmiert. Beide männlichen Figuren fallen weitgehend aus den öffentlichen Darstellung dieses Arbeitsfeldes heraus. Läßt sich hier eine Fortsetzung der historischen Verbindung Automat, Puppe, Frau lesen?[71] War Kleist auch für heutige geschlechterpolitische Verhältnisse revolutionär mit seinem Entwurf, die schillersch-männliche Würde zugunsten der Anmut am Beispiel einer männlichen Figur auszutragen, während heute die digitalen Elfen meist weiblich sind? 8. Virtus, die Tugend
Schließlich ist also zu fragen: wo ist hier die Frau? Und das nicht im Sinne psychosozialer Verhaltensmuster, wie sie von BenutzerInnen berichtet werden - haben Männer oder Frauen im Cyberspace die Hände in den Hostentaschen?[73] Bleibt "Frau" der Name der biblischen Schaltstelle von Tugend zu Laster - oder umgekehrt vom Laster zu einer Tugend, wenn ein bewegter Avatar jeden Benutzer und Zuschauer heute dazu verführen soll, eine neue Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen (Kleists zweiter reinigender Sündenfall), um sich bewußt für einen Zustand zu entscheiden, in dem es nicht mehr zählt, ob man/frau nackt oder bekleidet, ursprünglich oder bezeichnet ist? Der Geist im Spiegel, der bewegte Avatar, ist somit am logischen Ort der Frau, die zwar als virtuelle Gestalt nicht anmutig, weil mechanistisch (also klassisch unweiblich) ist. 9. Vor der Repräsentation
"Virtuell" ist im engen Sinne die Adjektivform des Wortes virtus. Tugendhaft sollen Frauen sein - die Formulierung "ein tugendhafter Mann" jedenfalls scheint heute absurd (Begriff im Mittelalter v.a. für "männliche Tugenden" benutzt, in der Neuzeit mit Keuschheit und moralischen Tugenden eher für Frauen).[75] So, könnte man denken, wird VR femininisiert, mit Unschuld konnotiert, mit Reinheit, einem Zustand jenseits - genauer gesagt: vor - der Spaltung von Wort und Ding bzw. Bild und Ding (Darstellung und Dargestelltem), über den Julia Kristeva geschrieben hat, er sei kennzeichnend für die frühe Mutter-Kind-Beziehung, bevor "das Gesetz des Vaters" eintrete und Verbote, Gesetze, Grenzen etabliere. Das heißt nicht, daß dieser (virtuelle/ tugendhafte) Zustand nichts vom "Laster" wüßte und ausschließlich rein sei (was kulturell besetzt ist als: brav, gesetzeskonform, sexuell unschuldig, ohne Begehren...) - vielmehr wäre "virtuell" derjenige Zustand, in dem noch nicht zwischen Tugend und Laster unterschieden wird, so wie es für Eva und Adam im Paradies vor dem Sündenfall keine Rolle gespielt hat, ob sie nackt waren oder nicht. Behauptet wird, virtuell sei der Zustand, in dem (als Zielvorstellung) nicht mehr zwischen Darstellung und Dargestelltem zu unterscheiden sei, und zwar weder weil eins von beiden wegfiele noch weil beide verschmölzen zu einem (Neuen), sondern weil sich die Frage nach der Differenz nicht mehr stellen soll.[76] Wer sich bei den Begriffen Darstellung/Dargestelltes bzw. Signifikat /Signifikant nun an sprach- und medientheoretische Debatten erinnert fühlt, dem werden auch Begriffe wie "Sekundarität", Nachträglichkeit, Abgefallenheit des Zeichens usw. einfallen, die z.B. der Sprachwissenschaftler Saussure im Vergleich von Sprache und Schrift benutzt, um die Schrift als "Zeichen des Zeichens" abzuwerten, und die auf einer langen abendländischen geistesgeschichtlichen Tradition beruht, "das Zeichen" im Gegensatz zum ursprünglichen, Bezeichneten nachzuordnen, dem "Natürlichen" unterzuordnen. Verschiedene historische Ausprägungen finden sich etwa in der Philosophiegeschichte, der Leib-Seele-Problematik, ebenso wie die geschlechtsspezifische Besetzung der entsprechenden Oppositionsfelder von Körper/Geist, Natur/Kultur usw. mit weiblich/männlich. Eine mögliche Fragestellung ist, die Beschreibungen von Bewegung in VR und deren Prinzipien daraufhin zu lesen, wie sie z.B. zwischen Polen wie "Mechanik" und "Natürlichkeit" wechseln, ob von "Anmut" oder ähnlich besetzten Begriffen die Rede ist, und wie darin Modelle von Geschlecht immer schon enthalten sind. 10. "Frau"
Die ja vielleicht mit einer Formel von Jacques Derrida ins Tanzen geraten.
Er schreibt in "Choreographien": Wenn der Ort der Frau historisch immer
ein abgeleiteter, ein A-topos ist, ist diese A-topie eine tanzende ("the
displacement of woman"). Im Platzwechsel liege die Möglichkeit von
Nichtbestimmung: "The dance changes place and above all changes places."[77] "The lack of place... this bit of luck can also compromise the political
changes of feminism and serve as an alibi for deserting organized, patient
laborious 'feminist' struggles."[78]
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ad 1) Rüdiger Bubner, Philosophisches über Marionetten, 75: Ernst Robert Curtius, Marionette als Topos der Welt als Theater. Hanno
Möbius, Jörg Jochen Berns, Einleitung zu: Die Mechanik in den
Künsten.<
ad 2) Bubner 73 ff. Vgl. Klaus Müller-Salget 1137 f.< ad 3) Möbius/Berns 8.< ad 4) Die Statue war 1791-1815 in Paris zu sehen. Vgl. Müller-Salget 1256.< ad 5) Gerhard Kurz, "Gott befohlen", 270.< ad 6) Benno von Wiese, Das verlorene und wieder zu findende Paradies, 197: Goethe, Über Laokoon, 1798: Anmut als Gegengewicht zur starren klassizistischen Schönheitsidee.< ad 7) Anmut hebt den Zwang des Sinnlichen auf, ohne daß der Mensch das Sinnliche aufgeben muß. Benno von Wiese 203.< ad 8) Marionetten seien steif und geschmacklos (Werther: "Ich werde gespielt wie eine Marionette und fasse manchmal meinen Nachbarn an der hölzernen Hand und schaudere zurück.").< ad 9) Die Geste ist Zeigen des Zeigens - Vgl. Marianne Schuller, Zeichendämmerung - Fragezeichen, 125: "Die Geste aber ist ein Tun, das weder reines Mittel noch reiner Zweck ist; vielmehr ist sie das Zeigen der Mittelbarkeit oder Medialität selbst." Sie zitiert Giorgio Agamben, Noten zur Geste, 103: "Wenn der Tanz Geste ist, so deshalb weil er nichts anderes ist als die Austragung und Vorführung des medialen Charakters der körperlichen Bewegung. Die Geste ist die Darbietung einer Mittelbarkeit, das Sichtbar-Werden des Mittels als eines solchen. Sie bringt das In-einem-Medium-Sein des Menschen zur Erscheinung..."< ad 10) Benno von Wiese 213: Schiller, 1782: Über das gegenwärtige teutsche Theater. Vgl. auch Schiller, 1793: Über Anmut und Würde.< ad11) Gleichzeitig? oder: Dementgegen? beziehen sich die Beispiele auch auf zeitgenössische aufgeführte Stücke: Müller-Salget 1140: Herr C. spricht von Balletten, die 1810 in Berlin gegeben wurden; 1142: Apollo und Daphne: Ballett, Lauchery, 9. Okt. 1810 in Berlin uraufgeführt (in Paris schon vorher).< ad 12) Benno von Wiese 204: Der Bär durchschaut keine Finten - für der Bären gibt es keine Finten: "Wahrheit und Wirklichkeit sind dem Tier noch identisch. Er reagiert nur auf das Wirkliche und dann blitzschnell und überlegen." Kleist projiziere menschliches Bewußtsein in den Bären - das setze eine Spaltung zwischen Wahrheit und Lüge voraus.< ad 13) Vgl. dazu die Interpretation von Andrea Gnam, Die Rede über den Körper, 172: "'Essen vom Baum der Erkenntnis' ist ein Wissen um den menschlichen Körper (und die Geschlechtsdifferenz), das 'zweite Essen vom Baum der Erkenntnis' wäre dann ein Wissen um die Mechanismen des gesellschaftlichen Normierungsprozesses. Ästhetisch gesprochen ... hieße das Durchmessen der Entfernung vom Urbild (dem 'Stand der Unschuld'), die ihrerseits wiederum nur idealisiertes Bild ohne naturale Vorlage sein kann, zum gegenwärtigen Moment der gesellschaftlichen Ausrichtung des Körpers. Dieses 'Wissen um den Körper' ist insofern unvollständig, als es sich nicht auf einen, wie auch immer beschaffenen, 'natürlichen Körper' beziehen kann (dieser bleibt abwesend, weil er nie existiert hat)."< ad 14) Benno von Wiese 206.< ad 15) Nadia Magnenat-Thalmann zitiert von Tom Sperlich in: Digitale Kreaturen. Charakteranimation auf dem Weg zum 'virtuellen Menschen', 93. S. auch: Nadia Magnenat Thalmann, Daniel Thalmann, Computer Animation in Future Technologies. Und: Bernd Willim, Homo digitalis, 119. Thalmanns Marilyn ist mit "Behaviour Engine" ausgestattet. "Die virtuelle Marilyn bekommt dadurch ein programmiertes Bewußtsein für ihre Umgebung. Trifft sie beispielsweise mti männlichen virtuellen Besuchern in einem virtuellen Garten zusammen, kommuniziert sie verbal und mit ihrer Körperhaltung bzw. Armbewegungen mit einigen Gästen, andere meidet sie aufgrund deren Verhaltens."< ad 16) Bubner 76: "Das griechische Wort, das wir mit der späten französischen Prägung 'Marionette' übersetzen (fn: Offenbar bildet sich der einschlägige Sinn des Ausdrucks erst im 16.Jh., Larousse étymologique)... ist genau genommen ein Gegenstand des Staunens, ein künstliches Wunderwerk, das unsere Alltagserfahrung übersteigt. So werden die technischen Mirakel der Automaten, wie sie etwa der Werkstatt eines Dädalus entspringen, als ... bezeichnet, ebenso aber auch die rhetorischen Zaubertricks der Sophisten. (...) Hier... stößt das verfügbare Wissen unerwartet an Grenzen, die durch das bare Eingeständnis unserer Überforderung zur Kenntnis gelangen und eingeräumt werden müssen."< ad 17) C.: Die Marionette ist antigrav -- anti-gräflich: volkstümlich.< ad 18) Über Fleischmann vgl. Arnd Wesemann, Homo erectus, 94: "Ihre Kritik richtet sich gegen vor der Tastatur zusammengesunkene Leiber,gegen den sturen, stets gleichen Abstand des Auges zum Bildschirm. " Bei ihrer Responsive workbench dient "der gesamte Körper ...als Interface." Fleischmann: 'Nicht der Mensch soll Körper und Sinne verbiegen, um sich der Maschine anzupassen. Nur der Mensch selbst kann der Schlüssel zum medialen Werk sein.'< ad 19) Monika Fleischmann, Wolfgang Strauss, Digitale Körperbilder oder Inter-Faces als Schlüssel zur Imagination, 140.< ad 20) Vgl. Tom Sperlich, Digitale Kreaturen. Charakteranimation auf dem Weg zum 'virtuellen Menschen', 105. < ad 21) Vgl. Peter Gendolla, Die lebenden Maschinen, 5- 8.< ad 22) Vgl. Götz von Berlichingen, die eiserne Hand als Anschnallen der sichtbaren Manneskraft, die Beendigung der Kastrationsangst: "Wie groß muß seyne Freude gewesen sein, da er sie zum ersten Male anlegte, da er ihn wieder zum ganzen Manne machte und mit all seiner Kraft, Thätigkeit und Heldenmut wie vorher wieder herstellte. Welches Wunder der Kunst und des Glücks! auch muß er nicht zu lange krank gelegen haben, denn die Geschichte sagt, daß er sich bald hernach mit der Tochter des Ritters Reinhard von Saxenheim verheiratet, daß er aber auch durch die sanften Bande der Liebe zu einem ruhigen und friedlichen Leben nicht zu bewegen gewesen sey." in: Die Mechanik in den Künsten, zit. von Armin Geus.< ad 23) Sperlich, Digitale Kreaturen, 96. Vgl. auch: Willim 114.< ad 24) Florian Rötzer, Vom Bild zur Umwelt.< ad 25) Paul de Man, ästhetische Formalisierung, 228.< ad 26)Paul de Man, Semiologie und Rhetorik, 40: Yeats. Among School Children: (...) 'O chestnut-tree, great-rooted blossomer, Are you the leaf, the blossom or the bole? O body swayed to music, O brightening glance, How can we know the dancer from the dance?' "Wir können mit keinem Mittel eine gültige Entscheidung über die Priorität einer der beiden Lektüren über die andere herbeiführen; keine kann ohne die andere existieren. Es kann keinen Tanz ohne Tänzer und kein Zeichen ohne Referenten geben." Ebd., 41.< ad 27) Randal Walser, 1988, zit. in Waffender 91. < ad 28) Ken Pimentel, Kevin Teixeira, Virtual Reality. Through the new looking glass, 209: <The filmmaker says, 'Look, I'll show you.' The spacemaker says, 'Here, I'll help you discover.' Randal Walser, Elements of a Cyberspace Playhouse.< ad 29)Pimentel/Teixeira 7:' As long as you see the screen, you're not in virtual reality. When the screen disappears, and you see an imaginary scene ... then you are in virtual reality.' Gabriel D. Ofeisch, ex-prof f. Educational Technology, Howard University.< ad 30)Nadia Magnenat Thalmann, Daniel Thalmann, Introduction, Creating Artificial Life in VR, 7: "Astheimer et al. (1994) defines an immersive system as follows: if the user cannot tell, which reality is 'real', and which one is 'virtual', then the computer generated one is immersive."< ad 31) Sibylle Krämer, Vom Trugbild zum Topos, 130.< ad 32) de Man, Ästhetische Formalisierung, 222.< ad 33) Nicholas Negroponte, Total Digital, 117 und 152.< ad 34) Demgegenüber hat aber Sibylle Krämer darauf hingewiesen, daß in der Gestaltung virtueller Schnittstellen der Rahmen betontes Element ist (auch die ewigen Tunnelfahrten zeigen ja am meisten die Ränder der Tunnel...) Krämer 137: "Die traditionelen Illusionstechniken des Fiktiven gehen einher mit Inszenierungen der symbolischen Differenz. Es gibt Theaterbühnen, Bilderrahmen, Fernsehschirme." Die Miniaturisierung ließe das Materialbewußtsein verschwinden: nicht die Realität verschwindet, sondern die Grenze real/imaginär.< ad 35) de Man, Formalisierung, 224: Lesen ist wie ein Gefecht.< ad 36)Benjamin Wooley, Die Wirklichkeit der virtuellen Welten, 51, zitiert Ivan Sutherland, The ulitmate display, in: Proceedings of the International Federation of Information Processing Congress, 1965, 506-508.< ad 37)Wooley 14: VR = "Technik, mit der man ein direkteres 'Interface' (Schnittstelle) zwischen Mensch und Computerbildern herstellt. Dabei geht es um die Simulation der Gesamtheit von Sinnesdaten, die 'reale' Erfahrungen ausmachen."< ad 38) Pimentel/Teixeira xv.< ad 39) Pimentel/Teixeira 14.< ad 40) Pimentel/Teixeira 48.< ad 41) Fleischmann/Strauss 136.< ad 42) Negroponte 145: "Grundidee der Virtuellen Realität ist es, ein Gefühl des 'Dabeiseins' zu erzeugen."< ad 43) Vgl. auch die Formulierungen bei Nadia Magnenat Thalmann, Daniel Thalmann, Introduction, Creating Artificial Life in VR, 6: 'immersion may lead to a sense of presence'; 'sense of "being there"'.< ad 44) Negroponte 146: "Wenn Sie Ihren Kopf bewegen, weden diese Bilder - im Prinzip - so schnell auf den neuesten Stand gebracht, daß für Sie der Eindruck entsteht, als ob Sie selbst mit Ihren Kopfbewegungen diese Veränderungen bewirkt haben (und nicht der Computer Ihren Bewegungen gefolgt ist - was aber tatsächlich passiert). Sie fühlen sich, als ob Sie die Ursache und nicht die Wirkung sind."< ad 45) Peter Weibel, Die Welt der virtuellen Bilder: "Der Betrachter kann sich im Bild selbst befinden. Der Betrachter verändert und verformt das digitale Bild live. Er wird Teil des Bildes, er sieht sich selbst im Bild. Der Betrachter bewegt das Bild, und das Bild reagiert auf die Bewegungen des Betrachters. Systeme und Organismen, die auf Eingaben der Umwelt reagieren, nennen wir lebende Systeme. Da die digitalen Bilder auf die Eingaben der Zuseher in Echtzeit reagieren, also zwischen Bild und Betrachter eine wechselseitige Interaktion besteht, können wir sie mit Eigenschaften lebender Organismen vergleichen und nennen sie daher lebende bzw. belebte Bilder. (...) Das (kontextgesteuerte) Bild verwandelt sich von einem statischen Fenster, durch das man auf die Welt blickt, in eine Tür, durch die der Beobachter in die Welt multisensorieller Ereignbisfelder ein- und austreten kann."< ad 46) Terence McKenna, zitiert von Mathias Bröckers, Digital Magic, 92. < ad 47)Sodaß die Form unbewußt abgezogen werden könne und ein reiner Inhalt übrigbliebe. Vgl. Pimentel/Teixeira: McLuhan: wer Botschaft empfangen will, must have "internalized the medium so it can be subtracted out to leave the message behind." Muß also bequem und gewohnheitsmäßig sein wie Lichtschalter, "so that we can unconsciously subtract it out and focus only on its function."< ad 48) Myron W. Kruger, An Easy Entry Artificial Reality, 161: "Three dimensional space is more, not less, intuitive than two dimensional space. Two dimensional portrayal is the province of blueprints, schematics, and notation. Three dimensional space is what we evolved to understand. It is more primitive, not more advanced. Therefore, we can expect that threedimensional representations will be used to depict what is now considered two-dimensional information." < ad 49) Ebd. - "Artificial realities are based on the premise that the perceptual intelligence that all men share is more powerful than the symbol manipulation skills that are the province of the few. Thus, the test is to translate the deliberately arcane into a form that our senses can understand."< ad 50) Jaron Lanier, Kommunikation ohne Symbole, 89. < ad 51) Kruger 148: "In our physical reality... we have acquired a consistent set of expectations through a lifetime of experience. Any system that observes these conventions will instantly be understood by everyone on the planet." < ad 52) Virtual Reality. Adam Heilbrun im Gespräch mit Jaron Lanier, 65 f.: "Sprache ist begrenzt. Sie können die Welt nicht durch Sprache in den Griff bekommen. Sprache ist ein sehr enger Fluß durch die Ebene der Realität. Sie läßt vieles aus. Das Problem liegt weniger darin, daß sie Dinge ausläßt, als darin, daß Sprache aus einem Fluß kleiner Einzelsymbole besteht, die Welt hingegen aus Kontinuität und Gebärden." < ad 53) Margaret Wertheim, Ehre sei Gott im Cyberspac, 31: Kirchenfenster entführten im Mittelalter in virtuelle Welten, der Cyberspace begann 1268... Vgl. auch Arnd Wesemann, Die Spiegelspiele der neuen Medien, 36: "Maske und Puppe sind die ersten Medien der Menschheit: Zu ihnen verhält sich der menschliche Körper selbst wie eine technische Antriebsmaschine. Erst der Körper konnte die Medien zum Leben erwecken." Entwicklung hin zu Lichtmedien, "An sie ist technisch genau dieselbe Immaterialität geknüpft, die die Masken und Puppen einst nur bedeutet haben.." Ebd., 39: "Mit der Lichtkunst, dieser unmitelbaren Vision, wird der Tänzer wieder Maske, erneut zu einer Antriebswelle eines Totems, ein Puppenspieler weniger der Medien selbst als der darin verborgenen Sehnsucht nach dem Unabsehbaren." Vgl. auch Pimentel/Teixeira xv: "... the drive for immersive experiences, the ticket to enter another world, is an age-old desire. From Renaissance artists to the creation of motion pictures, modern civilization has been moving steadily towards mre participation in imaginative worlds." Arnd Wesemann, Zum Greifen nah..., 36: "Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs 'Virtuelle Realität' ist die einer vorstellbaren Welt des Jenseits - bevölkert von Geistern und Ahnen, Engeln und Teufeln." < ad 54) Lanier, Kommunikation ohne Symbole, 88. < ad 55) Wooley 22: zitiert Lanier auf dem ersten Siggraph-Podium 1989: "Es ist sehr schwer zu beschreiben, wenn man es nicht erlebt hat. Aber es ist schon eine Erfahrung, daß, wenn man von all den vorhandenen Möglichkeiten träumt, alles passieren kann, und es ist enfach eine offene Welt, wo der eigene Geist die einzige Grenze ist. Doch das Problem ist, daß diese Welt nur man selbst ist, daß man ganz allein ist. Und dann wacht man auf und gibt diese ganze Freiheit auf. Wir alle haben als Kinder ein schreckliches Trauma erlitten, das wir vergessen haben, als wir akzeptieren mußten, daß wir körperliche Wesen sind und doch in der körperlichen Welt, wo wir alles erledigen müssen, sehr begrenzt sind. Was ich an der virtuellen Realität so aufregend finde, ist, daß sie uns diese Freiheit wiedergibt. Sie gibt uns dieses Gefühl, ohne Einschränkungen sein zu können, was wir sind, weil sie unsere Phantasie gegenständlich werden läßt und anderen Menschen mitteilbar." < ad 56) Pimentel/Teixeira 17: "The language of experience - Virtual reality can be used to translate information (mental or symbolic) into experiences"... "Simply, virtual reality, like writing and mathematics, is a way to represent and communicate what you can imagine with your mind. But it can be more powerful because it doesn't require you to convert your ideas into abstract symbols with restrictive semantic and syntactic rules, and it can be shared with other people. VR can reveal processes that might be invisible to you because they're distant in space or time, occur too fast or too slow, or are too large or too small for human physical senses. Because VR can encorporate events, symbols, and media from other forms of communications in addition to recreating what is in your mind, virtual reality mirrors back to you how your mind works. Like the inventions of writing, several thousand years ago, and more recently movies, virtual reality will make possible the expression and construction of ideas never before dreamed possible." < ad 57) Vgl. Pimentel/Teixeira 7: Teil 1: Stepping through the new looking glass, 1.: The disappearing computer. "Virtual reality is also a new media for getting your hands on information, getting inside information, and representing ideas in ways not previously possible." < ad 58) Ebd. 18. < ad 59) Oliver Grau, Künstler für fünf Minuten, 107. < ad 60) Marta Braun, Picturing Time, 150 f. < ad 61) Jean-Louis Boissier, Die Präsenz, Paradoxon des Virtuellen. < ad 62) "Holding up your gloved hand in front of you, you would see a simple, blocky, wire-frame representation of a hand. You could turn it and move your fingers, and the disembodied hand would mimic the motion. (...) Seeing a representation of your hand suddenly changed your perspective. You now had a perceptual anchor in the virtual world. You were actually inside the computer because you could see your hand in there." Pimentel/Teixeira 48 f.- Vgl. auch: Fleischmann/Strauss 139: "Die Orientierung wird mit der Abbildung und Repräsentation der eigenen (virtuellen) Hand gelöst. Seine Hand vor Augen zu sehen, ist das Minimum, was man braucht, um sich im virtuellen Raum nicht völlig verloren zu fühlen."-Pimentel/Teixeira 47: "If you were wearing the glove and the NASA helmet, and looked at your hand, you would see a caricature of it generated by the computer. If you wiggled your fingers, the image would wiggle its fingers. For the first time, a representation of a person's physical body would become part of the simulation." < ad 63) Pimentel/Teixeira 7 f.: "There's no little screen of symbols you must manipulate or type commands into to get the computer to do something. Instead, the computer retreats behind the scenes and becomes invisible, leaving you free to concentrate on tasks, ideas, problems, and communications." < ad 64) Ebd. < ad 65) Willim 114. < ad 66) Vgl. auch den Bezug des "sense of presence" zu einem Geist: Nadia Magnenat Thalmann, Daniel Thalmann, Introduction, Creating Artificial Life in VR, 6: "Presence is the fact or condition of being present and it is something (as a spirit) felt or believed to be present." - Und auch im Übersetzungsvorschlag von Interface scheint ein zweites Gesicht auf: Fleischmann/Strauss 138: Statt der Interface-Übersetzung 'Schnittstelle' sei besser: 'zweites Gesicht', 'Inter-Face'. < ad 67) Ein "Vorturner". Sperlich 98. Gilt für performance animation oder für traditionelle keyframe-animation. - Zur Geschichte der motion capture: Roberto Maiocchi, 3D-Character Animation Using Motion Capture, 13 ff. < ad 68) "Kleist stellt mit der Gliederpuppe die Frage nach der Mechanik im Organismus, um die menschlichen Körperbewegungen von verfälschenden Einflüssen zu befreien."-"Warum sollte nicht, so kann man mit Kleist folgern, über den Umweg der Marionette dem menschlichen Körper die Grazie zurückgegeben werden, die der reinen Mechanik des organischen Skeletts eigen ist?" Möbius 170. < ad 69) Sperlich 98. < ad 70) Das Ideal des klassischen akademischen Tanzes war der graziöse, schwerelose Körper, inszeniert nach der Rollenverteilung Frau - passiv bzw. Mann - aktiv. Janine Schulze, Erinnerungsspuren, 221-225. < ad 71) Vgl. Gendolla uva. < ad 72) Wooley 67. < ad 73) Nicht die Userin.- Vgl. dazu: Steve Austakalnis, David Blatner, Cyberspace, 231: "Das erste, was die meisten VR-Neulinge im Cyberspace tun, ist der Versuch, sich mit ihrem virtuellen Körper zu orientieren. Und weil dieser ... gewöhnlich nur aus einer Hand besteht, spielen die Leute fasziniert mit ihrer virtuellen Hand. Sie haben die Hand vor Augen, sie strecken einen Finger oder ballen eine Faust - und die virtuelle Hand macht alles mit. Die einfache Tatsache, daß der Computer ihre Körperbewgungen 'verstehen' und grafisch nachstellen kann, entlockt einigen ein überraschtes Glucksen oder Kichern. Wenn sich die Benutzer an ihren virtuellen Körper gewöhnt haben und sich einigerma§en sicher bewegen, folgen sie oft typischen Bewegungsmustern. Wenn die Anwendung im Stehen und mit einem Datenhandschuh durchgeführt wird, stecken viele männlichen Benuzer die freie Hand in die Hosentasche. Frauen hingegen neigen dazu, die Bewegungen des Handschuhs auch mit ihrer freien Hand auszuführen, das heißt, wenn sie mit dem Datenhandschuh nach vorn zeigen, zeigen sie mit der anderen Hand in die gleiche Richtung." < ad 74) Susie Ramsey, Nimm deinen Körper mit. Die Tanzszene und neue Technologien, 139. < ad 75) Vgl. Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. < ad 76) Auch die Immersion zielt auf die Aufhebung von Grenzen, das Wort für Eintauchen bedeutet auch Verschwinden. Cassells Wörterbuch 244: immerse: untertauchen, eintauchen, versenken, fig. immersed in: vertieft, versunken in; verwickelt oder verstrickt in. immersion: das Untertauchen, Eintauchen, fig. die Versenkung, Versunkenheit; das Verschwinden (astr.); die Immersionstaufe (eccl.). < ad 77) Derrida, Choreographies, in: The Ear of the Other. Otobiography, Transference, Translation, hg. von Christie McDonald, London 1986, 163-186, zitiert von Gabriele Brandstetter, Choreographie und Memoria, 215 f. < ad 78) Derrida, Choreographies, 216. < |
Literatur
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